Avenida Dropsie

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Während meines achtmonatigen Brasilien-Aufenthaltes absolvierte ich ein Praktikum bei der Theaterkompanie „Sutil Companhia de Teatro“. Felipe Hirsch führte zu dieser Zeit Regie bei der Produktion „Avenida Dropsie“, eine Adaption der Großstadtgeschichten des berühmten Comiczeichners Will Eisner.

Während meines achtmonatigen Brasilienaufenthaltes arbeitete ich 4 Monate als Praktikant bei der Theaterkompanie „Sutil Conpanhia de Teatro“ in Curitiba und Sao Paulo. Unter der Regie von Felipe Hirsch entstand zu dieser Zeit das Stück „Avenida Dropsie“, eine Kollage von Szenen aus und um das Großstadt-Universum des Comiczeichners Will Eisner. Während der Probenarbeiten wurden sowohl Teile aus den Comics übernommen und szenisch umgesetzt als auch neue Geschichten erfunden, die sich in der Welt des Zeichners ereignen könnten. Ich nahm in der ganzen Zeit am Proben- und Produktionsprozess Teil. Dazu gehörte das Ausdenken neuer Szenen, Beratung über das Bühnenbild und Kostüme und die Videokonzeption.

Die Produktion für das Theater der Handelskammer von Sao Paulo (SESI) war auch für deutsche Verhältnisse extrem aufwendig. Am spektakulärsten war sicherlich der zehnminütige Regen, der in der Mitte des Stückes auf die Bühne niederging, aber auch die halb durchlässige Leinwand, die vor die gesamte Bühne gespannt war und das aus einer schweren Stahlkonstruktion bestehende Bühnenbild, dessen Beleuchtung und nicht zuletzt die Kostüme, die bei ca. 120 Charakteren die von 8 Schauspielern dargestellt wurden entsprechend schnell gewechselt werden mußten.

Vor der gesamten Bühne (ca.12x8m) wurde eine halb durchlässige Gaze gespannt, die Felipe Hirsch gerne für seine Stücke verwendet. Sie besteht aus einem feinmaschigen Netz, das , wenn es von vorne angestrahlt wird, wie eine Wand wirkt. Wenn Dinge dahinter beleuchtet sind, wirkt sie durchlässig und ist kaum zu sehen. Die Gaze wurde unter anderem benutzt, um Gedankenblasen über die Schauspieler zu projizieren (Foto).
Dive!

Ein ästhetischer Nebeneffekt ist die „Verflachung“ des Geschehens auf der Bühne. Durch das kaum wahrnehmbare Netz entsteht eine Körnung, die der von Filmmaterial ähnelt und dem Stück eine Textur verleiht. Problematisch war für mich dabei allerdings die Tatsache, das der Kontakt zwischen Schauspielern und Publikum verloren geht, da die Schauspieler das Publikum wegen der von ihrer Seite beleuchteten Leinwand nicht mehr sehen können (Foto). Ein weiterer Nachteil ist die zunehmende Unschärfe für das Publikum, das mehr von der Seite auf die Bühne schaut. Feinheiten im Spiel der Darsteller gehen dabei schnell verloren.

Das Bühnenbild von Daniela Thomas bestand aus einer Stahlkonstruktion, die eine Häuserfront der New Yorker Mietskasernen („tenements“) aus den Zeiten der Depression darstellte. Trotz des Gewichts von ca. 2,5 Tonnen sollte sie schnell auf- und abgebaut werden können und vor allem keinen Lärm erzeugen, wenn die Schauspieler, die immer sehr kurze Auftritte hatten, hinauf- und hinabstiegen.

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